Der Ablauf der Verdauung beim Rind

ZUM

(© 2016 Hans-Dieter Mallig (hdm)
Die mit den Backenzähnen grob zerkleinerte und stark eingespeichelte Grasnahrung  gelangt über die Speiseröhre in die 1. Kammer des Magens, den Pansen. Der Pansen ist eine bis zu 200 l Flüssigkeit fassende Gärkammer, in der Bakterien die Zellulose der Zellwände der Graszellen, zu der sie durch die mechanische Zerkleinererung im Mund schon Zugang haben, zu Zucker abbauen. Sie gewinnen dadurch die Energie, um sich zu vermehren. Außerdem leben im Pansen unzähliche Einzeller wie Wimpertierchen oder Rädertierchen, die sich von den Bakterien ernähren und sich so ihrerseits vermehren. Auf diese Weise wird im Pansen Eiweiß produziert. Rinderverdauung
Das grob zerkleinerte Gras kann von den Bakterien nicht vollständig abgebaut werden. Die faserigen Teile des Grases gelangen in den Netzmagen, die 2. Kammer des Rindermagens, ein Teil der Bakterien- und Einzeller-Masse in den Blättermagen, die 3. Magenkammer: Im Netzmagen werden die faserigen Teile des Grases von der Flüssigkeit getrennt und zu kleinen Ballen geformt. Diese werden mit einer Art Rülpser mit dem Gas, das bei der Gärung im Pansen entsteht, die Speiseröhre hinauf wieder ins Maul befördert. Dort findet dann das Wiederkäuen statt. Die Kuh scheint faul im Gras zu liegen, zermahlmt aber mit den Backenzähnen die Grasreste weiter, die durch Mundspeichel zudem stark eingespeichelt werden. Der Grasbrei gelangt dann wieder über die Speiseröhre in den Pansen. Die nun besser zerkleinerten Grasreste bieten den Bakterien wieder mehr Ansatzmöglichkeiten, die Zellulose abzubauen. Es geht weiter wie bekannt: noch immer faserige Teile kommen in den Netzmagen, Bakterien- und Einzeller-Masse in den Blättermagen.
Der Blättermagen
führt die Füssigkeit zurück in den Pansen und die eiweißreiche Bakterien- und Einzeller-Masse in den Labmagen, die 4. Magenkammer, der wie der Magen von Fleisch- oder Allesfressern funktioniert:
Magensäure aktiviert die Magenenzyme, die Eiweiß verdauuen können und tötet dabei die Bakterien und Einzeller ab. Hier findet  die Hauptverdauung von Eiweiß statt.

In den Dünndarm gelangen aus der Gallenblase die Gallenflüssigkeit und aus der Bauchspeicheldrüse Verdauungsenzyme für Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße. Hier findet neben der Fett- und Eiweißverdauung auch Kohlenhydratverdauung statt. Die Bausteine der Nährstoffe werden ins Blut überführt.
Erstaunlicherweise sind am Ende des Dünndarms längst nicht alle Zellulosebestandteile abgebaut, so dass der im Vergleich zu Fleischfressern recht große Blinddarm noch immer den  dort lebenden und sich vermehrenden Bakterien viel Zellulose als Nahrung für ihre Gärung bietet.
Im Dickdarm findet dann der restliche Abbau der Nährstoffe, die weitere Überführung der Nährstoffbausteine ins Blut und eine Rückgewinnung des Wassers aus dem dünnen Verdauungsbrei statt, so dass dieser etwas fester wird.
Im Mastdarm werden durch Wasserentzug die unverdaulichen Teile weiter konzentriert bis zu einer Beschaffenheit, die du vielleicht an einem Kuhfladen nachvollziehen kannst.



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