Die
mit den Backenzähnen grob zerkleinerte und stark eingespeichelte Grasnahrung gelangt über die
Speiseröhre in die
1. Kammer des Magens, den Pansen. Der Pansen
ist eine bis zu 200 l Flüssigkeit fassende Gärkammer, in der
Bakterien die Zellulose der Zellwände der Graszellen, zu der sie
durch die mechanische Zerkleinererung im Mund schon Zugang haben, zu
Zucker
abbauen. Sie gewinnen dadurch die Energie, um sich zu vermehren. Außerdem
leben im Pansen unzähliche Einzeller wie Wimpertierchen oder
Rädertierchen, die sich von den Bakterien ernähren und sich
so ihrerseits vermehren. Auf diese Weise wird im Pansen Eiweiß produziert. Das
grob zerkleinerte Gras kann von den Bakterien nicht vollständig
abgebaut werden. Die faserigen Teile des Grases gelangen in den
Netzmagen, die 2. Kammer des Rindermagens, ein Teil der Bakterien- und Einzeller-Masse in den
Blättermagen, die 3. Magenkammer: Im Netzmagen werden die faserigen Teile des
Grases von der Flüssigkeit getrennt und zu kleinen Ballen geformt.
Diese werden mit einer Art Rülpser mit dem Gas, das bei der
Gärung im Pansen entsteht, die Speiseröhre hinauf wieder ins
Maul befördert. Dort findet dann das Wiederkäuen statt. Die
Kuh scheint faul im Gras zu liegen, zermahlmt aber mit den
Backenzähnen die Grasreste
weiter, die durch Mundspeichel zudem stark eingespeichelt werden. Der
Grasbrei gelangt dann wieder über die Speiseröhre in den
Pansen. Die nun besser zerkleinerten Grasreste bieten den Bakterien
wieder mehr Ansatzmöglichkeiten, die Zellulose abzubauen. Es geht
weiter wie bekannt: noch immer faserige Teile kommen in den Netzmagen,
Bakterien- und Einzeller-Masse in den Blättermagen. Der
Blättermagen führt die Füssigkeit zurück in den
Pansen und die eiweißreiche Bakterien- und Einzeller-Masse in den
Labmagen, die 4. Magenkammer, der wie der Magen von Fleisch- oder Allesfressern
funktioniert: Magensäure aktiviert die Magenenzyme,
die Eiweiß verdauuen können und tötet dabei die Bakterien
und Einzeller ab. Hier findet die Hauptverdauung von Eiweiß statt. In
den Dünndarm gelangen aus der Gallenblase die
Gallenflüssigkeit und aus der Bauchspeicheldrüse
Verdauungsenzyme für Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße. Hier
findet neben der Fett- und Eiweißverdauung auch
Kohlenhydratverdauung statt. Die Bausteine der Nährstoffe werden
ins Blut überführt. Erstaunlicherweise sind am Ende des
Dünndarms längst nicht alle Zellulosebestandteile abgebaut,
so dass der im Vergleich zu Fleischfressern recht große Blinddarm
noch immer den dort lebenden und sich vermehrenden Bakterien viel
Zellulose als Nahrung für ihre Gärung bietet. Im
Dickdarm findet dann der restliche Abbau der Nährstoffe, die
weitere Überführung der Nährstoffbausteine ins Blut und
eine Rückgewinnung des Wassers aus dem dünnen Verdauungsbrei
statt, so dass dieser etwas fester wird. Im Mastdarm werden durch
Wasserentzug die unverdaulichen Teile weiter konzentriert bis zu einer
Beschaffenheit, die du vielleicht an einem Kuhfladen nachvollziehen
kannst.